Neurologische Bewegungsstörungen

Parkinson-Syndrom

Die Parkinson-Erkrankung (Morbus Parkinson) ist die am häufigsten auftretende neurologische Bewegungsstörung. Es handelt sich um eine chronische, langsam fortschreitende Erkrankung, die mit typischen motorischen Symptomen, wie Zittern (Tremor), Muskelsteifigkeit (Rigor) und Bewegungsverlangsamung (Bradykinese) einhergeht. Zusätzlich leiden viele Betroffene auch unter sogenannten nicht-motorischen Symptomen. Die Beschwerden können meist über viele Jahre mit einer individuell an die Bedürfnisse des Patienten angepassten medikamentösen Therapie gut kontrolliert werden, da heutzutage eine große Anzahl wirksamer Medikamente zur Verfügung steht. Daneben spielen begleitende Behandlungen wie Physiotherapie, Logopädie oder Ergotherapie eine entscheidende Rolle.

Im Verlauf der Erkrankung können aber Probleme auftreten, die sich mit Medikamenten alleine nicht mehr zufriedenstellend behandeln lassen. Insbesondere motorische Wirkschwankungen, medikamentös ausgelöste Überbewegungen und ein unzureichend auf Medikamente ansprechender Parkinson-Tremor können in dieser Situation sehr wirksam mit der Tiefen Hirnstimulation (THS) gebessert werden. Die STN-Stimulation liefert dabei für die meisten Patienten die günstigsten Ergebnisse. Sie führt zu einer deutlichen Reduktion der wichtigsten motorischen Parkinson-Symptome, wobei der maximal erreichbare Effekt näherungsweise dem besten klinischen Zustand im Levodopa-Test vor der Operation entspricht. Die Häufigkeit von schweren Off-Phasen wird durch die STN-Stimulation sehr deutlich verringert. Die Parkinson-Medikation kann nach der Operation um im Mittel etwa 50 % reduziert werden, was langfristig zu einem fast vollständigen Verschwinden der Medikamenten-bedingten Überbewegungen führt. Die Lebensqualität der Patienten nimmt unter THS signifikant deutlicher zu als unter einer rein medikamentösen Therapie. Bisher verfügbare Langzeitdaten konnten die langfristige Wirkung der STN-Stimulation über Jahre nachweisen. Dennoch kann das sehr langsame Fortschreiten der Parkinson-Krankheit nach heutigem Kenntnisstand auch durch die Behandlung mit der THS nicht aufgehalten werden.

Tremor

Das Zittern (Tremor) ist zwar ein typisches Symptom der Parkinson-Erkrankung, tritt aber auch bei vielen anderen neurologischen Krankheiten oder als eigenständige Bewegungs-störung auf. Die häufigste Form aus der letzteren Kategorie ist der sogenannte Essentielle Tremor, der zumeist auf einer erblichen Veranlagung beruht und alle Ausprägungen zwischen leichten Symptomen und einem schweren Zittern des gesamten Körpers annehmen kann. Therapeutisch kommt auch hier die Tiefe Hirnstimulation (THS) mit gutem Erfolg zum Einsatz. Die Stimulation im VIM-Kerngebiet führt bei bis zu 80 % der Patienten zu einer nahezu vollständigen Unterdrückung des Tremors. Die VIM-THS kann, sofern eine Körperseite vorrangig vom Zittern betroffen ist, auch in nur einer Hirnhälfte vorgenommen werden, wodurch sich Operationszeit und Risiko verringern. Nach Einschalten der Stimulation verschwindet der Tremor in der Regel innerhalb von Sekunden und tritt genauso schnell und unverändert nach Abschalten der THS wieder auf. Bei der Behandlung eines Parkinson-Tremors mittels THS im VIM-Kern ist eine Verringerung der Parkinson-Medikamente nur ausnahmsweise möglich.

Dystonie

Als Dystonie wird eine Gruppe von Erkrankungen bezeichnet, deren Hauptmerkmal die Überaktivität einzelner Muskelgruppen mit der Folge von unwillkürlichen Verziehungen und Verkrampfungen der Extremitäten oder des Rumpfes ist. Die Dystonie kann auf eine Körperregion begrenzt sein (fokal), sich auch auf benachbarte Körperregionen ausdehnen (segmental) oder selten den ganzen Körper betreffen (generalisiert). Die häufigste Erkrankungsformen bei Erwachsenen sind die fokale Dystonie des Gesichts (Lidkrampf, Blepharospasmus) und des Halses mit oft schmerzhafter Kopffehlhaltung (Schiefhals, Torticollis spasmodicus). Neben der Behandlung mit Botulinumtoxin, die als „Goldstandard“ für die Therapie von lokal begrenzten Dystonien gilt, können in schweren Fällen, v.a. bei generalisierten Erkrankungsformen, deutliche Verbesserungen mit der Tiefen Hirnstimulation (THS) im GPi-Kerngebiet erzielt werden.